In der Folge schilderte Arnsberg, der sich der israelischen Oppositionsbewegung zurechnet, die Zwei – Staaten – Lösung mit Palästina befürwortet und ein säkularer Jude sei, die Geschichte des Nahost – Konflikts seit dem Zweiten Weltkrieg. Er betonte, dass Israel nach seiner Gründung von den Palästinensern von Beginn an in Frage gestellt und 1948 schließlich auch angegriffen worden sei. Der Gaza – Streifen habe sich in der Folge trotz Bemühungen um wirtschaftliche Förderung und Zusammenarbeit „statt zu einem zweiten Singapur zu einer Schlangengrube“ entwickelt. Spätestens seit der Charta der Hamas von 1988 arbeite diese mit antisemitischen Verschwörungstheorien und entmenschliche die Juden als „Affen und Schweine“, für die hinter der Hamas stehende radikalislamische Muslimbruderschaft sei insofern ein Frieden mit Israel nie gewollt gewesen, sondern lediglich ein „zeitlich begrenzter Waffenstillstand“. Auch das oft im „Westen“ gelobte Abkommen von Oslo 1993, welches Israels Rückzug aus dem Westjordanland zur Folge hatte, habe nur zu einer Welle neuer Terrorakte und Anschläge geführt, um die angestrebte Zwei – Staaten – Lösung zu torpedieren, denn das auch heute noch auf vielen Demonstrationen verlautbarte Motto „From the river to the sea – Palestine will be free“ sehe eben gar keinen israelischen Staat mehr vor, dieser müsse nach Ansicht der Hamas vernichtet werden. Die Folge der Terrorakte sei wiederum ein aufstrebender Nationalismus in Israel gewesen, der 1995 zur Ermordung von Ministerpräsident Jitzchak Rabin geführt habe. Und auch danach habe eine wirtschaftliche Annäherung an den Gaza-Streifen, der seit 2007 von der radikalislamischen Hamas kontrolliert wird, nicht zu einem Ende des Terrors und der Bestrebungen, Israel zu vernichten, geführt. Der Angriff der Hamas sei nun in jedem Fall ein „fataler Schlag für alle Friedenshoffnungen gewesen“, die Bedrohung für Israel sei unmittelbar und bestehe nicht nur im Gaza-Streifen, sondern auch im Westjordanland, in dem Hamas laut Umfragen bei der nächsten unabhängigen Wahl einen Sieg davontragen könne. Dass die Solidarität mit Israel nicht lange anhalten würde, sei ihm klar gewesen, so Arnsberg, der alle Maßnahmen der israelischen Regierung mit Nachdruck verteidigte. Wäre eine militärische Reaktion unterblieben, hätte dies eine „Immunisierung der Hamas“ zur Folge gehabt, also eine Ermutigung bedeutet, Israel weiter anzugreifen. Wahllose Bombardements und eine völlige Zerstörung des Gaza-Streifens würden aus humanitären Gründen zurecht abgelehnt. Demnach müsse man die nun stattfindende Evakuierung der Zivilbevölkerung binnen sechs Wochen als beste Lösung ansehen, um diese bestmöglich zu schützen und anschließend zugleich Hamas im Gaza-Streifen unschädlich machen zu können. Mit Blick auf die Kritik an Israels Vorgehen angesichts von Leid und Opfern der Zivilbevölkerung im Gaza – Streifen beklagte Arnsberg eine Täter – Opfer – Umkehr und verwies auf die Moralphilosophie Kants, nach der die Absicht einer Tat entscheidend sei, „nicht das Endergebnis“. Es sei unvermeidlich, etwa Strom und Wasser abzustellen, da diese auch von der Hamas genutzt würden. Insofern sei die Aufforderung zur Flucht an die Zivilbevölkerung das „Maximum“ an Schutz, das Israel bieten könne. Dass die Hamas derweil selbst keinerlei Interesse am Schutz ihrer Bevölkerung im Gaza-Streifen habe und statt Schutzräumen Tunnel für ihr Militär gebaut habe, zeige deren Haltung, Zivilisten als „Märtyrer“ für ihren Krieg zu missbrauchen. Im Rahmen der anschließenden, lebhaften Diskussion betonte Arnsberg, Toleranz setze Toleranz des Gegenübers voraus, da ansonsten die Vernichtung drohe. Ein „wehrhafter Frieden“ sei somit für Israel die einzige Existenzperspektive. Stadtverordnetenvorsteher Kühn bedankte sich abschließend bei Dr. Arnsberg und dem engagierten Publikum und sah sich mit Blick auf den Titel des Vortrags bestätigt: „Die Situation um Israel, mit dem wir uns innerlich solidarisch fühlen, erscheint als eine unlösbare Lösung.“
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