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Schülergruppe beschäftigte sich mit Tagebüchern Friedrich Kellners
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In einem Workshop mit Professor Sascha Feuchert (Universität Gießen, Institut für Holocaustliteratur) beschäftigten sich 20 Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase im Rahmen des Studiennachmittags „Gesellschaftliche Verantwortung“ mit den Tagebüchern des Laubachers Friedrich Kellner. In den Räumen des ehemaligen Amtsgerichts, wo Kellner als Justizbeamter arbeitete und auch die Tagebücher versteckte, sowie im Sitzungssaal des Rathauses diskutierte die Schülergruppe verschiedene Definitionen von Widerstand und ob Kellners Wirken als Widerstand zu bezeichnen sei.
In den Jahren 1939-1945 führte Kellner ein Tagebuch einer besonderen Art: Er sammelte Zeitungsartikel, klebte sie in seine Hefte und kommentierte sie mit seinen Eindrücken und seiner Kritik, um die Wahrheit für die Nachwelt festzuhalten. So schrieb er:
„Ich konnte die Nazis damals nicht in der Gegenwart bekämpfen. Also entschloss ich mich, sie in der Zukunft zu bekämpfen. Ich wollte kommenden Generationen eine Waffe gegen jedes Wiederaufleben solchen Unrechts geben. Meine Augenzeugenberichte sollten die barbarischen Akte aufzeichnen und auch zeigen, wie man sie beenden könnte.“ Diese Art des eher stillen Widerstands war auch die Folge davon, dass Kellner keine Gesprächspartner fand, die seine Meinung teilten. Andere ängstigten sich, Kritik zu äußern. Das Bekanntwerden der Tagebücher hätte für Kellner das Todesurteil bedeutet, machte Professor Sascha Feuchert deutlich. |
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In einem Tagebucheintrags vom Oktober 1941 notierte Kellner ein Gespräch eines Soldaten in einer Gastwirtschaft, bei dem der Soldat von Massenerschießungen polnischer Juden berichtete. Diese erfolgten systematisch durch die SS, die hinter der vorrückenden Wehrmacht solche Massenmorde beging. Anhand dieses Eintrags konnten die Schülerinnen und Schüler erarbeiten, dass brutale Massenmorde durch die Nationalsozialisten in weiten Kreisen der Bevölkerung bekannt waren, aber möglichst totgeschwiegen oder ausgeblendet wurden. So leisteten nur 0,5% der damaligen Bevölkerung Widerstand. Allein das Gespräch sowie der Tagebucheintrag hätten ein Todesurteil bedeuten können.
Mit Fundstücken aus den eigenen Familien der Schülerinnen und Schülern würden schließlich bedrückende Spuren der Herrschaftsstrukturen, des Krieges und des Leides in vielen Familien gefunden und reflektiert, aber auch die Lücken in Biografien und das Schweigen über die dunkle Zeit der „Verblendung“ (Kellner) wurden deutlich.
Stadtverordnetenvorsteher Joachim Kühn und Bürgermeister Matthias Meyer zeigten sich beeindruckt vom Engagement der Schülergruppe und betonten die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur. |
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