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21. OVAG-Jugendliteraturpreis: Buchpräsentation der Gewinnerinnen und Gewinner
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Die 24 Gewinnerinnen und Gewinner des 21. OVAG-Jugend-Literaturpreises konnten am Donnerstag, 20. Februar in einem feierlichen Festakt im Kursaal des Hotels Dolce in Bad Nauheim den Sammelband Gesammelte Werke 2024 mit ihren Texten entgegennehmen. Gleichzeitig wurde auch die Lesetournee der jungen Autorinnen und Autoren eröffnet, die an verschiedenen Schulen in der Wetterau, des Kreises Gießen und des Vogelsbergkreises fortgesetzt wird.
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Zu den stolzen Preisträgerinnen und Preisträgern gehörte – wie schon berichtet – auch eine Schülerin der Qualifikationsphase II am Laubach-Kolleg. Herzlichen Glückwunsch, liebe Hermine Gronemeyer, noch einmal an dieser Stelle zu deinem Erfolg als junge Schriftstellerin. Die Schülerinnen und Schüler der Qualifiktionsphase II und der Einführungsphase II dürfen sich darauf freuen, am Dienstag, dem 18. März 2025 im zweiten Block mit ihren Fachlehrerinnen und –lehrern an der von der OVAG ausgerichteten Veranstaltung im Atrium teilzunehmen, bei der – neben der Lesung von zwei weiteren Preisträgerinnen – Hermine Gronemeyer ihre Kurzgeschichte Ein letztes Mal vorstellen wird.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von der Band um Nashi Young Cho mit dem Song Lieblingsmensch, da auch in den Texten der jungen Autorinnen und Autoren oft „Lieblingsmenschen“ thematisiert werden. |
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In seiner Ansprache lobte Oswin Veith, der Vorstand der OVAG, die kreativen Beiträge der Preisträgerinnen und Preisträger nicht zuletzt deswegen, da in einer Zeit der Herausforderungen – sowohl weltweit als auch in Deutschland – die Bedeutung von Literatur zu erkennen sei und durch das Lesen die Resilienz gestärkt werde. In den Textproduktionen der jungen Autorinnen und Autoren würden nicht nur Abenteuer thematisiert, sondern ließen sich auch wertvolle Lektionen fürs Leben erkennen. Durch das Eintauchen in die Gedanken und Gefühle anderer Charaktere werde die Empathiefähigkeit gestärkt, und diese sei entscheidend für eine resiliente Gesellschaft. Die Bedeutung des Lesens in der Entwicklung von Demokratieverständnis und der Erweiterung des Horizonts sei groß. Sich mit Freiheit und Gerechtigkeit auseinanderzusetzen, bedeute, aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen. Auch im Hinblick auf die Künstliche Intelligenz fördere die OVAG kulturelles Engagement, da es wichtig sei zu lernen, was dem menschlichen Geist entspringe und was nicht. Zum Schluss versicherte Veith den Anwesenden, dass sie alle von den Geschichten der Preisträgerinnen und Preisträger gerührt und berührt sein werden.
Im Anschluss daran schilderte Matthias Politycki in seiner anregenden Laudatio eindrucksvoll seinen Werdegang als Schriftsteller. Eine Veröffentlichung seiner ersten literarischen Versuche, wie sie die OVAG mit den Gesammelten Werken den Gewinnern des Jugend-Literaturpreises ermögliche, hätte er sich auch gewünscht. Bei ihm habe es aber 16 Jahre gedauert, bis er mit 32 Jahren seine erste Textproduktion veröffentlichen konnte. Ursprünglich von dem Wunsch beseelt, Schlagzeuger zu werden, half ihm das Schreiben über den ersten Liebeskummer hinweg. Kurze Zeit später habe er in nächtlichen Leserunden kleine literarische Bekenntnisse mit Freunden ausgetauscht. Seine Eltern seien von seinem Wunsch, Schriftsteller zu werden und daher ein Germanistikstudium zu beginnen, wenig angetan gewesen, da sie sich einen bürgerlichen Beruf für den Sohn gewünscht hätten. Seine erste Schaffensphase als Schriftsteller bezeichnete Politicky in seiner Laudatio als eine experimentelle. Die ehrliche Kritik des Vaters habe schließlich seine avantgardistische Haltung aufgeweicht: Er habe die Demut vor dem Stoff und - damit verbunden - vor den Lesern gelernt. An jedem Text gebe es etwas zu loben und etwas zu kritisieren. Beides anzunehmen, mache erst den Unterschied zwischen dem Amateur und dem Profi aus. Schreiben sei immer ein Prozess zwischen Euphorie und Verzweiflung. Ein Text werde am Ende gut, wenn Kritik fruchte. Politicky lobte schließlich die jungen Autorinnen und Autoren für die Ernsthaftigkeit ihrer Texte und deren Lebensnähe. Metaphern, Dialoge, manchmal sogar einzelne Worte hätten ihn berührt. Er versicherte den Preisträgerinnen und Preisträgern, dass sie ihn als Leser gewonnen haben, und forderte sie dazu auf, nicht nur ihre Erstniederschrift zu feiern, sondern auch die Korrekturen.
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Bevor drei der Preisträgerinnen und Preisträger ihre Textproduktionen als Auftakt zur Lesetournee vorstellten, wurden sie von dem Moderator Dennis Schulz bezüglich ihrer Schreibmotivation interviewt. Die 18-jährige Marie Knöpp aus Wölfersheim habe schon als Kind geschrieben und sich gefreut, als sie am Frühstückstisch erfahren habe, dass sie zu den Gewinnern des Wettbewerbs gehöre. Die Lesung ihres Textes Tanz mit der Zeit machte nachdenklich: Ein kleines Männchen, das im Uhrturm auf einem großen Platz lebt, sorgt für die Regelung der Zeiger der Zeit. Es rutscht aus Versehen auf den Platz hinunter und kann sich unbemerkt ein Bild von der Hektik der Menschen machen. Mit Entsetzen bemerkt das Männchen, dass die Uhr stehen geblieben ist. Das vom Männchen erwartete große Chaos bleibt aus: Die Menschen sind ruhiger und freundlicher – zumindest für einen kurzen Moment.
Die 16-jährige Sarah Ludwig aus Butzbach habe im Weidig-Gymnasium ein inspirierendes Umfeld gefunden. In ihrem Text Zehn nach fünf wird verdichtet ein Nachkriegsszenario erzählt, das trotz der bedrückenden Atmosphäre auch einen Neubeginn bei einem „Kaffee aus Wasser und Erinnerungen“ verspricht.
Die 23-jährige Erstplatzierte des Wettbewerbs, Marie Luise Wäß aus Ortenberg, will das Schreiben weiterhin als Hobby beibehalten. Ihre Schulzeit habe sie nicht literarisch angeregt. Sehr berührend ist ihr Text „Walle“, der von einem 12-jährigen Jungen handelt, der in dem obdachlosen Walle, vor dem ihn seine Eltern warnen, einen Freund findet. Sie treffen sich regelmäßig an einer Bushaltestelle. Eines Tages kommt Walle nicht mehr zur Bushaltestelle: Er ist tot. Schließlich erhielten alle jungen Schriftstellerinnen und Schriftsteller jeweils zwei Exemplare von den Gesammelten Werken und versammelten sich zu einem Gruppenfoto mit dem Laudator, dem OVAG-Vorstand, Herrn Matlé, der für die Öffentlichkeitsarbeit der OVAG zuständig ist, und Lektorin Denise Schweida.
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Nach dem Festakt wurden alle Anwesenden dazu eingeladen, mit kulinarischen Köstlichkeiten den Abend ausklingen zu lassen. Es war mir erneut eine große Freude, Hermine Gronemeyer zu der Veranstaltung der OVAG zu begleiten sowie den Abend gemeinsam mit ihr und ihren Eltern zu verbringen. |
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Sabine Schüller, Kulturbeauftragte am Laubach-Kolleg
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