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Ein Mordserbe sorgt für Mordsspannung

Mit zwei sehr gut besuchten Aufführungen im Atrium des Laubach – Kollegs begeisterte vergangene Woche die Theater – AG des Oberstufengymnasiums mit dem Stück „Ein Mordserbe“ das Publikum. In dem selbstgeschriebenen Drama unter Regie von Sarah Abert, Ryan Atkinson, Emilian Leschat und Nils Schenk, unter Gesamtleitung von Sabine Schüller, geht es um eine Adelsfamilie, die kurz nach dem Tod des Ehepaars von Lilienstern in Streit über das allzu üppige Erbe gerät.


Da sich bereits die beiden Verstorbenen nicht durch ihre Großzügigkeit ausgezeichnet haben, rechnet fast jedes ihrer Kinder mit einem großen Erbteil. Doch dann der Schock: Ausgerechnet der selbstherrliche „Nichtsnutz und Knasti“ John (Valentino Horst) soll plötzlich alles bekommen, so hat es die Verstorbene Eva von Lilienstern (Lea Diez) noch kurz vor ihrem Tod verfügt. Als dann auch noch wegen eines Zwischenfalls die Kinder (in den weiteren Rollen: Finn Freymann als Alex, Marlene Cimander als Ella, Tara Krismann und Eva Greischel als Christina, Maxi Diehl und Charlotte Butz als Jana, Sarah Abert als Rosa, Nikita Uhl als Clara, Luisa und Pastor: Laura Marx und Bella Bauer als Paula) gezwungen sind, einige Tage auf dem Familienanwesen zu verbringen, wird der Streit endgültig zum Kriminalfall, zumal der Notar (Naomi Marx) das Treffen urplötzlich verlässt und zerstochene Reifen bei den Autos der potentiellen Erben hinterlässt. Die Lage spitzt sich weiter zu, nachdem der gutmütige Alex (Finn Freymann) und seine nach Gerechtigkeit fahndende Freundin Ella (Marlene Cimander) sich ins Schlafzimmer der Ermordeten begeben und Ella, die ein geheimes Schriftstück im Tagebuch findet, kurz darauf ebenfalls getötet aufgefunden wird. Während die kalte Karrieristin Christina (Eve Greischel / Tara Krismann) sich vor allem um den möglichen Gestank der weiteren Leiche sorgt und eine Gefriertruhe anregt, entbrennt ein Streit über das weitere Vorgehen.

Eine weitere Tote würde der Familie die ohnehin bereits hellhörig gewordene Polizei ins Haus schicken und überhaupt – sollte man nicht erstmal den „Fall“ um das an John vergebene Erbe aufklären? Herrlich sarkastisch und mit schwarzem Humor versehen duellieren sich John (Valentino Horst), Rosa (Sarah Abert) und die scheinbar „gute Seele“ Jana (Maxi Diehl, Charlotte Butz) darum, wer hier das „ärmste Würstchen“ der Familie ist und sein Leben am meisten verfehlt hat. Kurze Zeit später stirbt dann auch noch Clara nach einer gemeinsamen Besprechung am Mittagstisch und wird von Alex ertappt. John gibt zu, die Familienmitglieder im Auftrag seiner Mutter getötet zu haben, da diese die potentiellen Erben (offenbar zurecht) für moralisch verkommen hält und ahnt, dass diese womöglich für den Tod ihres Mannes verantwortlich sein könnten. John wird von Alex erschossen, bevor dieser selbst verzweifelt Selbstmord begeht.

Die ganze Wahrheit wurde dem erstaunten Publikum, welches die emotionalen Auseinandersetzungen auf der Bühne immer wieder mit Szenenapplaus bedachte, dann in einem Epilog von Laura Marx und Bella Bauer vorgestellt, die in einem „True Crime“ – Podcast als „Paula und Luisa“ den Fall nochmals aufrollten. So habe der Gatte von Eva von Lilienstern sich am Ende seines Lebens nicht entscheiden könnten, welches der „moralisch verkrümmten“ Kinder das Erbe erhalten soll und wird von diesen kurzerhand beiseite geräumt. Da der Mord nicht nachweisbar ist, beschließt Eva von Lilienstein, ihrerseits als Rache den „Knasti“ John als Alleinerben festzulegen und weiht diesen in ihren Plan ein. Die Kinder bekommen Wind von ihrem Plan und beschließen, sie noch vor Änderung des Testaments zu töten. Doch zu spät – das Testament steht und ist versehen mit dem Passus, dass John alle Geschwister zu töten habe, die für den Tod des Vaters verantwortlich sind. Hierzu zersticht der Notar, der sich als heimlicher Vater des ältesten Sohnes herausstellt und sein Komplize ist, die Reifen der Autos, um die Familie zur Übernachtung im Familienanwesen zu zwingen und das Morden nimmt seinen Lauf. So wird am Ende jedes der Kinder der von Liliensterns zum Mörder, eine schwarze Komödie über die Gier und den Egoismus einer reichen Familie, die für Geld über Leichen geht.

Schulleiterin Nadja Fuhr bedankte sich bei der Theater – AG für das herausragende Engagement, das sich gerade auch in der Inszenierung eines selbstgeschrieben Stückes zeige, welches spannende Unterhaltung und humorvolle Einlagen mit einem gesellschaftskritischem Akzent verbinde. Auch dankte sie den zahlreichen Helferinnen und Helfern aus dem Abiturjahrgang, die die Gäste in der Pause des Stücks verköstigten. Emotional wurde es noch einmal am Ende des Abends, als die Theater AG ein Video mit Outtakes und Ausschnitten aus den letztjährigen Proben zeigte und Leiterin Sabine Schüller für ihr großes Engagement und die Organisation in über hundert Übungsstunden dankte. Für die Regisseure des Abiturjahrgangs Sarah Abert, Ryan Atkinson und Nils Schenk war es zugleich der Abschied von der Bühne des Laubach – Kollegs, unter tosendem Applaus dankte ihnen Sabine Schüller für ihre hervorragende Arbeit und stellte mit Marlene Cimander, Maxi Diehl und Eve Greischel die nachfolgenden Regisseure vor.

 

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