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Am 19. September 2013 war es wieder einmal soweit: die alljährliche OVAG Jugendliteraturpreisververleihung wurde in einem Festakt im Gebäude der OVAG-Hauptverwaltung in Friedberg zelebriert (Siehe dazu auch NACHLESE).
Dabei wurde auch der literarische Beitrag von Jana Niesner, Abiturientin am Laubach-Kolleg und Teilnehmerin der AG „Kreatives Schreiben“, mit einem Preisgeld prämiert.
Die AG „Kreatives Schreiben“, unter der Leitung von Christian Obermayer, ist insofern eines der besonderen kulturellen Angebote des Laubach-Kollegs, als sie als Wegbereiterin für junge talentierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller angesehen werden kann. Es geht nicht nur darum, in einem kleinen Kreis Gleichgesinnter die eigene literarische Textproduktion zu reflektieren, sondern diese auch der professionellen Kritik eines größeren Jurorenteams zugänglich zu machen, das heißt vor allem im Rahmen der Teilnahme am Jugendliteraturwettbewerb der OVAG.
Dies ist keinesfalls ein unrealistisches Ziel, das die AG-TeilnehmerInnen anstreben. Zum wiederholten Mal wurde eine Schülerin des Laubach-Kollegs mit dem OVAG-Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Sabine Schüller und Christian Obermayer
In einem kleinen literarischen Beitrag reflektiert die glückliche Preisträgerin, Jana Niesner, ihre Eindrücke von der Preisverleihung und den Entstehungsprozess ihres Textes „Hope“, für den sie ausgezeichnet worden ist:
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„Nervös trete ich von einen Fuß auf den anderen. Wir sind einmal wieder zu pünktlich angekommen. Ich will doch einfach nur wissen, ob ‚Hope‘ zu den ersten drei besten Texten gehört oder nicht. Meine Familie, mein bester Freund und ich führen eine ruhige Konversation, obwohl man mir anmerkt, wie nervös ich bin.
Eine Dame tritt zu uns und bittet mich um ein Interview, das nur den Preisträgern gezeigt werden soll. Ich geniere mich etwas. Schließlich habe ich noch nie eines gegeben. Die Frage, was jetzt auf mich zukommen wird, schleicht wie ein Panther auf leisen Pfoten durch meinen Kopf. Der Interviewer erklärt mir alles. ‚Einfach in ganzen Sätzen antworten‘, sagt er mir. Ein Gedanke huscht mir durch den Kopf: ‚Einfacher gesagt als getan.‘ Nervös stottere ich Sätze zusammen. Wie ich heiße, fragt er mich. Wovon mein Text denn handle. Als ich ihm nur kurz auf den Inhalt des Textes antworte, fragt er noch einmal nach. Denn meine Aussage, dass ‚es im Großen und Ganzen um die Liebe bei einer Entführung geht‘, scheint ihm nicht ausreichend genug zu sein.
‚Was bedeutet dieser Preis für dich?‘, fragt der Interviewer mich. Einen Moment lang muss ich überlegen. Mit dieser Frage hatte ich mich noch nicht auseinandergesetzt.
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Ich schreibe aus Liebe zur Literatur. Sah oder sieht man sich meine Klausuren an, zweifelten oder zweifeln offenbar Einige an meinen Schreibkünsten. Ein Teil meiner Lehrer und Lehrerinnen ist sehr erstaunt, wenn sie den Unterschied zwischen meinen Klassenarbeiten und Hausarbeiten feststellen. Der Lese- Rechtschreib-Schwäche zu ‚verdanken‘, gegen die ich in meinem Leben tapfer ankämpfen musste. Herzlichen Dank aber all denen, die mich bei diesem Kampf unterstützten.
Dies antworte ich dem Interviewer. Na ja, verkürzt, das trifft es wohl eher. Ich sage ihm einfach nur, dass der Preis für mich ein Höhepunkt in meiner LRS-Karriere ist.
Von meiner Schwester hatte ich gehört, dass meine ehemalige Politiklehrerin von der Friedrich-Magnus-Gesamtschule in Laubach das zukünftige Buch gerne haben möchte. Sie war diejenige, die von meinem ersten Text in der sechsten Klasse hingerissen war. Ging es doch dabei nur um einen kleinen Drachen, der in der Fantasie eines kleinen Mädchens existierte.
Dass ich im Gedanken an meine literarische Vergangenheit versunken bin, bekommt der Interviewer nicht mit. Er bedankt sich bei mir und verabschiedet sich. Ich gehe wieder zu meiner Familie und unterhalte mich mit ihr. |
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Kurze Zeit später treffen auch meine beiden Lehrer ein: Frau Sabine Schüller, die Kulturbeauftragte des Laubach-Kollegs und zudem meine Geschichtslehrerin, und Herr Christian Obermayer, der Leiter der AG ‚Kreatives Schreiben‘.
Er hatte mich erst auf die Idee gebracht, meinen Text bei der OVAG einzusenden. Dies war ein Ziel unserer neu eingerichteten AG. Zu Beginn wollte ich eigentlich nicht am Wettbewerb teilnehmen. Aber der Gedanke daran, dass meine Geschichte, von der ich überzeugt bin, dass sie gut ist, in meinen Unterlagen verstauben würde, hat mich nicht besonders fröhlich gestimmt. Deshalb hatte ich mich schließlich doch entschieden, sie einzusenden.
Meine Mutter beginnt von uns dreien – Frau Schüller, Herrn Obermayer und mir – Fotos zu machen. Mein Blick schweift zu Frau Schüller. Als sie erfahren hat, dass ich eine Preisträgerin bin, hat sie sich mit mir gefreut. Ich bin stolz, dass sich meine Lehrer mit mir freuen. Ein glückliches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Wie froh bin ich, dass mich alle Menschen unterstützen, die mit mir hier sind.
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Nach vielen Fotos begeben wir uns zu Preisverleihung. Kurzen Eröffnungsreden folgt die Laudatio von Herrn Dr. Frank Schirrmacher, eine etwas längere Rede. Die Ansprache ist fesselnd. Dennoch muss ich gestehen, dass ich mir das schnelle Ende der Rede herbeisehne, weil ich so nervös bin.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beginnt die Preisverleihung nun richtig. Herr Dr. Frank Schirrmacher verleiht zunächst die Gruppenpreise. Ich sitze da und tippe mit meinem Fuß nervös auf dem Boden herum. Können sie mir nicht einfach sagen, ob ‚Hope‘ zu den ausgewählten drei ersten Texten gehört?
Endlich kommen sie zum dritten Platz. Die Preisträgerin soll zum ersten Mal mitgemacht haben. Ich setze mich aufrecht hin. Gespannt! Denn schließlich ist es das erste Mal, dass ich mitgemacht habe. ‚Sie ist 16 Jahre alt‘, verkündet der Laudator. Oje! Bin nicht ich. Bin ja zwei Jahre älter.
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Der zweite Platz und der erste fehlen noch. Doch wie soll ich an Teilnehmern vorbeigezogen sein, die schon Jahre am Literatur-Wettbewerb teilnehmen? Der Glanz in meinen Augen und die Hoffnung auf eine Platzierung erlöschen ganz. Ich sehe meinen Platznachbarinnen an, dass auch sie ein bisschen enttäuscht sind. Je mehr Personen auf die Bühne gehen, um ihren Preis abzuholen, desto mehr steigert sich wieder meine Laune. Hey! Ich bin Preisträgerin des Literaturpreises! ‚Hope‘ wurde aus über dreihundert Texten ausgewählt! Obwohl ich doch nie einen Gedanken daran verschwendet habe, dass ich eine der Preisträgerinnen sein könnte.
Mein Name wird aufgerufen und ich trete nach vorne auf die Bühne. Meinen Blick richtete ich starr auf die Treppe, um nicht herunterzufallen. Allen, die mir gratulieren, nachdem ich erfolgreich die Treppe überwunden habe, schenke ich ein strahlendes Lächeln. Meine Lehrer strahlen auch. Ist es nicht ein schöner Abend?
Als die Preisverleihung zu Ende ist, werden wir nur noch zu einem kleinen Fototermin gebeten. Keine große Sache. Die Texte, die es bis zum 14. November 2013 zu lesen gilt, werden ausgeteilt. Und danach noch ein schönes Buffet. Ruhe und Glückseligkeit in den Gesprächen.“
Jana Niesner
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LAUBACH
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